// 24.02. bis 13.03.2018

// Route: Cancun (Isla Mujeres) // Playa del Carmen (Cozumel, Tulum, Akumal, Chichen Itza) // Mahahual (Bacalar) // Chetumal

Insgesamt waren wir 18 Tage in Mexiko. Das ist natürlich viel zu wenig, um dieses riesige Land komplett zu bereisen, aber es ist ein schöner Anfang. Unsere Zeit dort beschränkte sich maßgeblich auf die Halbinsel Yucatan im Südosten des Landes. Daher sind unsere Eindrücke durch diese Region geprägt und zeigen nur ein paar der vielen Facetten Mexikos.

Die Rückkehr in den Überfluss

Der Unterschied zum sozialistisch geprägten Kuba hätte krasser nicht sein können. In Kuba findet man an und auf den Autobahnen spielende Kinder, streunende Tiere, liegengebliebene Autos und in Ausnahmefällen auch mal ein Schild, welches einem den Weg weisen könnte, wenn es noch lesbar wäre. Auf dem Weg vom Flughafen nach Cancun erwartete uns ein Meer aus Reklametafeln für Supermärkte, Autos, Nachos, Tequila und Stripclubs – Mexiko halt ;-). In Kuba macht keiner Werbung für irgendetwas – warum auch. Von vielen Dingen gibt es meistens genau eine Sorte: eine Sorte Wasser, eine Sorte O-Saft, eine Sorte Cola, eine Sorte Bier, eine Sorte Toilettenpapier, eine Sorte Brötchen. Nur den Rum gab es in allen erdenklichen Variationen. Wir bekamen nie alle Produkte, die wir „brauchten“, in nur einem Laden. Da mussten wir uns schon ein wenig anstrengen und vor allem viel Spanisch sprechen. Die meisten dieser Produkte werden vom Staat hergestellt und sind von ihrer Qualität vollkommen in Ordnung. Deshalb ärgert man sich auch nicht über sich selbst, wenn man in der Panaderia Brötchen ausgesucht hat, die nicht so gut schmecken, wie die vom letzten Mal. Es gibt ja nur eine Sorte.

Im Walmart in Cancun gab es allein 25 verschiedene Sorten Katzenfutter. Dieser gewaltige Unterschied überforderte uns ein wenig. Beim ersten Besuch dort fühlten wir uns wie kleine Kinder, die das erste Mal mit ihrem Taschengeld in den Supermarkt gehen dürfen, um sich was auszusuchen. Wir haben anfangs ewig gebraucht, um uns zu entscheiden, was von dieser riesigen Auswahl wir denn jetzt kaufen. Allein beim Salz für die Spaghetti stand ich fünf Minuten mit qualmendem Kopf vorm Regal. Man gewöhnt sich sehr schnell wieder an diesen Überfluss. In Deutschland ist er schließlich auch alltäglich. Aber macht dieses Überangebot zufriedener? Mich nicht unbedingt.

Cenotes und Traumstrände – Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen!

Wir kamen in Cancun an, entschieden uns aber relativ schnell, das mit Bettenburgen gepflasterte Mekka des Spring Breaks wieder zu verlassen. Laura* wollte zwar unbedingt auf eine dieser All-Inclusive-Techno-Day-Parties, mit „namhaften“ DJ-Größen wie „Sid Vicious“ oder „Afrojack“, auf denen enthemmte Studentinnen barbusig in der Sonne tanzen. „Was für eine Geldverschwendung“, bemerkte ich und konnte sie zum Glück davon abhalten. Schließlich brauchen wir unser Geld für kulturell wertvollere Dinge: Ruinen und so ;-). Also weiter Richtung Süden.

Die liebevoll gestaltete „Casa Cactus“ in Playa del Carmen war die perfekte Homebase auf Zeit für unsere Ausflüge mit einem Mietauto. Da in Playa aber viele zahlungskräftige Amis Urlaub machen, war das in den seriösen Vermietungen gar nicht so günstig. Also schlenderten wir durch die Seitenstraßen und reservierten ein Auto bei drei schwitzenden Mexikanos für die Hälfte des üblichen Preises. Das Auto war gerade nicht da, aber wir könnten nach ihrer Siesta (14 – 18 Uhr) wiederkommen und die Karre abholen. Also ließen wir uns Zeit und kamen zu 19 Uhr vor dem Laden an, um festzustellen, dass dort ein großes Suspension-Schild an der Tür prangerte, das den Inhabern des Ladens verbot, weiterhin Geschäfte zu machen. Als wir tagsüber dort waren, war dieses noch geschickt von der Schiebetür verdeckt. Es sah also nicht gut aus und wir fürchteten um unsere angezahlten Pesos. Verrückter Weise tauchten die Jungs doch noch eine halbe Stunde später völlig aus der Puste auf. Das Auto war natürlich immer noch nicht da, aber dafür bekamen wir ein kostenloses Upgrade mit größerem Wagen mit Radio, Klima und Automatik – Automatik hatte er auch wirklich. Trotz unserer strapazierten Nerven war es ein guter Deal, fand ich – Laura irgendwie nicht.

Ausgestattet mit unserer „Luxuskarre“ machten wir uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Alle Reiseführer und Blogs beschrieben die Einzigartigkeit der hier vorkommenden Cenotes. Deshalb wollten wir herausfinden, was es damit auf sich hatte. Bereits die alten Mayas waren fasziniert von der Magie dieser mit kristallklarem Wasser gefüllten, oft unterirdischen Höhlensysteme. Cenotes galten als Tor zur Unterwelt und wurden sehr häufig als Schreine für Opfergaben verwendet. Mittlerweile finden dort zum Glück keine blutigen Rituale mehr statt. Vielmehr haben es die Mexikaner verstanden, die Schönheit dieser Orte zu vermarkten und für den Tourismus zu nutzen. Um die größten dieser Höhlen entstanden sogar Vergnügungsparks. Diese spülen jetzt zahlreiche Dollars der Gringos in die mexikanischen Kassen. Für die meisten zahlt man ein wenig Eintritt, um den Erhalt zu finanzieren, was vollkommen ok ist. Einige Kleinere kann man auch gratis besuchen. Wir schnorchelten in der Cenote Dos Ojos und der Casa Cenote. In der ersten sieht man filigrane Stalagtiten und -miten, die durch die Wasseroberfläche brechen. In der Casa Cenote tauchten wir durch belebte Mangrovenwälder mit zahlreichen Fischarten. Wer gerne schnorchelt, sollte so viele Cenotes wie möglich besuchen, wenn er in Mexiko ist. Jede ist einzigartig und hat ihren eigenen Charme.

Glücksmoment

Die karibischen Strände Yucatans sind nicht weniger erstaunlich. Direkt am Strand von Akumal geht man einfach 20m ins Wasser und beobachtet mit etwas Glück wilde Schildkröten. Wir wollten es erst nicht glauben, aber es stimmt wirklich. Lauras Lächeln nach dem ersten Freischwimmer mit ihren Lieblingspanzertierchen werde ich nie vergessen! Und ich konnte es sogar bildlich festhalten – wirklich Glücksmoment-Alarm.

Vor der Küste der Insel Cozumel ist das Wasser so klar, dass wir Rochen und Baracudas locker aus 50m Entfernung beobachten konnten. Wir buchten auch mal einen Trip zum berühmten Riff Banco Chinchorro. 20km vor der Küste Mahahuals gelegen, ähnelte die Hinfahrt mit dem Boot dorthin zunächst einer anderthalbstündigen Raftingfahrt gegen die Wellen des Atlantiks. Wir fühlten uns ein bisschen wie im Ötztal bei Wildwasserstufe 4 und waren nass bis auf die Haut, als wir endlich im Paradies ankamen. Allerdings lohnten sich diese Strapazen absolut mit Einblicken in eine einzigartige Unterwasserwelt. Wir beobachteten meterlange Langusten und Hummer, die ihre Höhlen beschützten, schwebende Stachelrochen, schlafende Ammenhaie sowie eine Vielfalt bunter Tropenfische à la Nemo und Dori. Das alles war umgeben von farbenfrohen Korallen und Schwämmen, die grazil von den Wellen zum Leben erweckt wurden. Viele dieser Eindrücke konnten wir mit unserem Equipment leider nicht festhalten. In unserem Gedächtnis werden sie jedoch noch lange bleiben. Nach einer derartigen Abenteuerfahrt ist es nicht verwunderlich, dass wir gleich eine handvoll toller Leute kennenlernten – allen voran Anna und Mat. Die beiden arbeiten für „Ärzte ohne Grenzen“, sind extrem viel rumgekommen und hatten viel zu erzählen. In der Seenlandschaft von Bacalar verbrachten wir einen traumhaften Tag mit ihnen. Wir charterten einen kleinen Katamaran ohne nervenden Motor, die Sonne schien, das Wasser schimmerte von türkis bis royalblau, das Bier hatte Litergröße und unser Kapitän „Smokey Mc Pot“ aka Fernando rauchte Friedenspfeife mit uns – der Tag war perfekt!

„Und dieses Volk, das ich unterdrücke, nennt sich Maya…“

Ohne viel Vorwissen besuchten wir die Ruinen von Chichén Itzá. Diese beeindruckende Ruinenstadt zeugt von der einstigen Größe und Macht der Maya. Wir bekamen einen kleinen Einblick in alte Bräuche und astronomische Kenntnisse dieser einstigen Hochkultur. Zum Bedauern vieler wurde fast das gesamte Wissen der Maya von den spanischen Eroberern vernichtet und viele Archäologen tun sich immer noch schwer, diese verlorenen Kulturschätze zu rekonstruieren. Wenig ist bekannt und belegt. Warum die Stadtstaaten der Maya untergingen, ist nach wie vor ein Rätsel. Daher sparten wir uns das Geld für einen teuren Guide und schauten uns ein paar Dokus dazu an. Wenn ihr mal hier seid, solltet ihr die Ruinen entweder sehr früh (wie wir) oder sehr spät am Tag besichtigen, da hier der Tourismus bereits sehr ausgeprägt ist. Zudem ist die Atmosphäre dieser andächtigen Stätten durch die Anwesenheit zahlreicher Souvenirhändler getrübt. Wir beobachteten, wie die Zahl der Stände stündlich zunahm und immer näher an den Ruinen aufgebaut wurden, um uns Schmuck, Klamotten und zahlreichen anderen Klim-Bim zu verkaufen. Nach etwas Recherche fanden wir heraus, dass all diese Händler Nachfahren der Maya sind. Sie haben sich in der Vergangenheit das Recht erstritten, direkt bei den Stätten ihrer Ahnen Handel betreiben zu dürfen. Die Sache hatte für uns einen beträchtlichen Nachgeschmack. Durch den Verkauf der chinesischen Souvenirs nehmen sie sich lediglich ein kleines „Stück vom Kuchen“. Im Gegensatz zu Chichén Itzá werden die Ruinen von Palenque (die wir leider nicht besuchten) von Nachkommen der Maya betrieben. Dort werden keine massenhaften Souvenirs verkauft. Dafür arbeiten dort die Maya mit ursprünglicher Technik an der Restauration der Tempelanlagen und geben Einführungen in die Sprache und Kultur ihrer Vorfahren. Aus meiner Sicht ist das der weitaus sympathischere und nachhaltigere Ansatz, den wir glücklicherweise zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise in Tikal (Guatemala) erfahren durften.

Von da oben lässt es sich herrschen

Zu unserem Erstaunen erfuhren wir, dass heutzutage viele Nachfahren der Maya in Mexiko und generell Zentralamerika Opfer von rassistischen Motiven sind und am Rand der Gesellschaft in sehr ärmlichen Verhältnissen leben. Sie sind oftmals in Vororte gedrängt worden, erhalten keine gute Schulbildung und werden für die gleichen Tätigkeiten viel schlechter bezahlt. Für uns ist es paradox, dass die Maya einerseits absolut vernachlässigt werden und andererseits mit ihrem Weltkulturerbe Reibach betrieben wird.

Was uns diesbezüglich sehr berührt hat, war eine Demonstration engagierter Kinder und Jugendlicher in Chichén Itzá, die für den Erhalt der verschiedenen Mayasprachen auf die Straße gegangen sind. Abseits der einträglichen Ruinenstätten vergisst die Politik, Kultur und Sprache der Maya zu schützen und es ist, wie wir erfuhren, zum Beispiel immer seltener Teil des Unterrichts, sich damit auseinanderzusetzen. Zum Glück gibt es Demos wie diese und mittlerweile einige Initiativen, um diesen Missständen entgegenzuwirken und darauf aufmerksam zu machen!

Zum Schluss wat Feines für den Gaumen

Frühstück: Nachos, Tacos, Guacamole – fehlt nur: Tequila!

Ja, mexikanisches Essen ist wirklich lecker, sehr kalorienhaltig und gern mal scharf! Nachos mit Guacamole zum Frühstück, extrem scharfe Sößchen, die mindestens dreimal brennen (Grüße an Michi an dieser Stelle. Feli hätte hier seinen Spaß mit dir!), äußerst leckerer Mezcal-Schnaps, super Mojitos! Gegessen und getrunken haben wir eigentlich immer vortrefflich!

– JE

 

*Ersetze Laura durch Jörn

 

 

¡Arriba – Ándale – Mexico!

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7 thoughts on “¡Arriba – Ándale – México!

  1. Ihr zwei seht sehr glücklich aus und wir freuen uns mit Euch— die kalte ostsee läßt grüßen. herzlichst Helga und Karlheinz Es schneit mal wieder kräftig!!!

    1. Lieben Dank ihr zwei! Passt auf, dass ihr nicht einschneit. Frohe Ostern und liebe Grüße aus Guatemala (Sen Pedro La Laguna)

    1. Simiiiii, vielen Dank! Vielleicht ergibt sich ja doch noch was und ihr schafft es, uns zu besuchen…Wir würden uns tierisch freuen :-)!

  2. Sooooo kool! Ich finds den oberhammer was ihr da treibt! :)) Ich schicke euch ganz viele besos und freue mich mehr von euch zu lesen und so tolle Eindrücke zu sehen 🙂 Saludos, Caro

  3. Grüsse zu Pfingsten aus fast Germany DD viele ,interessante und schöne informationen.

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