// Route: Karibikinsel Caye Caulker // Küstenstädtchen Hopkins

// 13.03. bis 19.03.18

 

 

// Reif für die Insel

Sieben schöne und ereignisreiche Tage haben wir im 23.000 Quadratkilometer kleinen Land Belize verbracht. Hier wird Englisch als Amtssprache gesprochen, was sowohl die Einheimischen als auch die Touristen dazu einlädt, unzählige Wortspiele zu bemühen. Heraus kommen dann unter anderem sowas wie „Belize it or not“, „Unbelizeable“, „You better Belize it“, um als Auftakt mal ein paar zu nennen.

Unser Grenzübertritt mit dem Boot von Mexiko mit Militäraufgebot und Rucksackdurchschnüffelung war erst einmal gar nicht so entspannt wie gehofft. Aber dann konnte es losgehen zur belizischen Chillerinsel „Caye Caulker“.

 

 

Dort kamen wir im Dunkeln bei Sturm und Regen an. Mit Neugier im Gepäck stiefelten wir zu unserer Cabaña am Strand –  die günstigste auf der ganzen Insel. Dementsprechend badeten wir in Luxus mit eiskalter Dusche, quietschendem Bett und klapprig lauten Fenstern. Zur Sicherheit suchte ich im Internet schon mal vorsorglich nach Möglichkeiten, Bettwanzen zu vertreiben. Mit unserem Blick vom Balkon am nächsten Tag hatte sich unsere „Low-Budget-Wahl“ trotzdem mehr als gelohnt. Die Sonne, karibisches Meer, frische Luft und ein großer Leguan begrüßten uns herzlich zum Frühstück. 

 

 

Also starteten wir direkt unsere Entdeckungstour und der entspannte Chillervibe von Caye Caulker sprühte uns nur so entgegen. „Go Slow“ ist das Motto der Inselbewohner und das setzen sie tagtäglich gemütlich in die Tat um. Autos fahren KEINE auf der Insel – juhu! Außerdem war es für mich nach über einem Monat schnellem Español ganz angenehm, mal wieder in einem englischsprachigen Land zu sein. Spanischunterricht sollte ich erst in Guatemala bekommen, um mein Kommunikationsdefizit gegenüber Jörnito ausgleichen zu können. 

Da die Insel vor allem wegen ihrer atemberaubenden Schnorchelmöglichkeiten bekannt ist, machten wir uns auf die Suche nach einem passenden Anbieter. Die als Ökotouren deklarierten Shops erwiesen sich schnell als scheinheilig. Durch einen Tipp standen wir dann plötzlich vor Amado und seinen „Reef Friendly Tours“. Er und seine Crew sind auf der Insel die Einzigen, die sich tatsächlich um den Erhalt des Meeres und seiner Bewohner sorgen. So verzichten sie im Gegensatz zu allen anderen Touren auf die Fütterung der Fische, um deren Fress- und Jagdverhalten nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. An Bord gibt es außerdem kein Plastik, der Bootsmotor ist leise und fährt mit geringster Verbrennung – Me gusta mucho :).

 

 

Unsere Entscheidung für Amado machte unseren Tag perfekt. Wir fuhren raus zum Riff und als wir an der ersten Schnorchelstation stoppten, sahen wir im Wasser mindestens 20 dunkle Schatten um uns kreisen. Uns wurde direkt etwas mulmig. Aber unser Guide ließ uns gar keine Zeit für Zweifel und sagte nur: „Na, wer von euch springt als Erstes, um den Haien „hallo“ zu sagen?“, und zack waren wir im Wasser. Die Erfahrung, mit Ammenhaien, Schildkröten, Stachel– und Adlerrochen zu schwimmen und unter anderem Hirnkorallen aus nächster Nähe betrachten zu können, war absolut einmalig!

 

(Wie waren bei den Haien zu aufgeregt für Fotos, daher geht für dieses tolles Bild das Copyright an Amado, www.reeffriendlytours.com)

 

Wacklige Momentaufnahme schöner Fischis und einer scheuen Seekuh in freier Wildbahn

 

Unser Guide ist ein Pro im Tauchen und hält für uns nach spannenden Höhlenbewohnern Ausschau

 

Sind die nicht süß :)?

Wir haben beide riesigen Respekt vor der imposanten Unterwasserwelt. Daher können wir nicht nachvollziehen, warum Menschen diese Tiere auch illegal jagen oder mutwillig ihren Lebensraum zerstören, indem sie gedankenlos Plastik an die Strände werfen, um nur eins der unzähligen Beispiele zu nennen. Meine persönlichen Gedanken zu diesem Thema werde ich sicherlich noch an anderer Stelle kundtun, aber vielleicht habt ihr mal Zeit, euch unter dem Link ein wenig inspirieren zu lassen. Es sei noch als traurige Anekdote gesagt, was uns unser Tourguide Amado in einem berührenden Gespräch mitteilte. Jahrzehnte alte Meeresschildkröten werden in seiner Heimat Nicaragua für nur 20 Dollar auf dem Schwarzmarkt verkauft. Und das alles, damit sie dann später für mehrere hundert Dollar nach China weiterverkauft werden. Die Bilder, die er uns dazu zeigte, möchte wirklich niemand sehen. Sie machten uns einfach sprachlos und wütend.

// Namasté und so

Am nächsten Morgen entschlossen wir uns, das erste Mal in unser beider Leben einen Yogakurs zu besuchen. Ich dachte, Jörn würde auf jeden Fall kneifen. Aber unser Reisemotto ist „Ja“ sagen und die eigene Komfortzone so oft es geht zu verlassen. Also ging es um 8.00 Uhr morgens ab auf das Dach des „Namasté Café“ mit 30 anderen Yogawütigen. Wir waren die einzigen Neulinge und im Gegensatz zu den Anderen weitaus ungelenkiger :D. Dennoch hat es uns viel Spaß gemacht und wir genossen den Blick auf Palmen und Meer beim Sonnengruß. Unser Frühstück mit waschechten „Fry Jacks“, einer fettigen, belizischen Teigspezialität mit Füllung, schmeckte danach auch umso besser. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Tag wurde noch besser, als ich im Vorbeigehen in einer Bar ein paar Gitarren entdeckte. Sie gehörten alle „Stormy“, der mir eine zum Spielen gab. Außerdem lud er uns zur „Open Mic“ Session ein, sodass ich abends auf der Bühne endlich mal wieder meiner Leidenschaft dem Singen nachgehen konnte. Das Publikum, bestehend aus der Rastafari-Gemeinschaft, den übrigen Inselbewohnern und bunt zusammengewürfelten Urlaubern, war am St. Patrick’s Day auch sehr gnädig. Irgendwann schenkte in der Bar eine Chica Kurze aus der Flasche an willige Herren aus. Während ich mich noch fragte, welche Typen wohl sowas mitmachten, hing Jörnito schon längst am Schnapstropf. Das Witzige daran war, dass ich das am Abend selbst gar nicht mitbekam und Fotos von einem dieser Typen machte, weil ich es irgendwie lustig fand. Am nächsten Morgen sah ich erst auf meinem Handy, dass es Jörn war.

Zu meiner Verteidigung: Es war dunkel! Vielleicht waren die Cuba Libres aber auch sehr lecker. So genau kann ich das nicht mehr sagen. Jedenfalls wissen die Leute auf Caye Caulker, wie man ausgelassen feiert.

 

 

 

 

// Die leuchten ja im Dunkeln!

Auf Caye Caulker erfuhren wir von einer traumhaften Lagune, in der nachts das Wasser mit etwas Glück bei jeder Berührung aufleuchten soll. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also quetschten wir uns mal wieder in einen der sogenannten „Chicken Busses“ (Spitzname für öffentliche, oft total enge und manchmal sogar sehr schick dekorierte Busse). Man glaubt gar nicht, wie viele Leute, Möbel, Tiere, Lebensmittel etc. in diese Busse passen. Unser Ziel war das kleine Fischerdorf Hopkins südlich von Belize City. Auf dem Weg dorthin trafen wir Jason und Martina. Die beiden waren bereits seit einem Jahr in Südamerika unterwegs und reisten auf der gleichen Route wie wir, nur entgegen gesetzt vom Süden in den Norden. Gespannt lauschten wir ihren Tipps und Geschichten. In Hopkins angekommen, buchten wir sofort die Bioluminiszenz-Tour bei „Happy Go Luckie Tours“. Unser Guide „Lucky“ erklärte uns wie „lucky“ (glücklich) wir doch sein sollten, mit ihm diese nächtliche Tour machen zu können. Dann hatten wir auch noch „Luck“ mit der Mondphase (Neumond), dem Wetter und der Jahreszeit. Die Bedingungen hätten also nicht besser sein können, um das Phänomen zu sehen. Ausgerüstet mit so viel Glück, setzten wir uns mit ein paar anderen Rucksacktouristen in eine kleine Nussschale und schipperten schleichend leise in die stockdunkle Lagune. Auf dem Hinweg versuchten wir, mit unseren Taschenlampen nachtaktive Vögel und Äffchen am Ufer zu erspähen. Immer wieder funkelten uns auch große rötliche Augen aus dem Mangrovendickicht entgegen, nur um gleich danach wieder in völliger Dunkelheit zu verschwinden. Einige Male steuerte Lucky unser Boot direkt zum Ufer, damit wir auch die kleinen Krokodile, denen die Augen gehörten, sehen konnten. Die warteten zwischen Wurzeln und tropischen Pflanzen geduldig auf ihre Beute. Zu unserer Erleichterung standen wir in dieser Nacht noch nicht auf ihrem Speiseplan. Dafür waren sie einfach noch zu klein. 

Am Ziel angekommen, bat uns Lucky, die Taschenlampen auszuschalten. Wir konnten unseren Augen kaum trauen. Ein leuchtend grüner Schweif fing an, unser surrendes Boot auf magische Weise zu verfolgen. Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, die Hände im lauwarmen Wasser gleiten zu lassen. Tausende winzig kleine Planktonteilchen erweckten das Wasser zum Leben und umspielten alles, was sich bewegte, mit glitzerndem Kiwigrün. Zwei Mutige sprangen in die Lagune und jeder ihrer Schwimmzüge war in schimmerndes Leuchten gehüllt, das auch unter der Wasseroberfläche zu sehen war. Schade, dass wir unsere Badesachen nicht dabei hatten. Als sie wieder rauskamen, glitzerten ihre Körper noch eine Weile nach, sodass man hätte meinen können, sie wären einem der Twilightfilme entsprungen. Wir fragten uns noch, wo jetzt eigentlich die Krokodile waren, die wir gerade noch beobachtet hatten. Hoffentlich schliefen sie schon. Es war ein wahnsinnig schöner Moment mit einem klaren Sternenhimmel und einer mystischen Geräuschkulisse vom Rand der Lagune.

Da sich das Spektakel nur mit speziellen Restlicht-Kameras einfangen lässt, müssen wir mit eigenen Fotos zu diesem wundervollen Erlebnis passen. Wir haben es jedoch ganz fest bei uns abgespeichert, sodass wir euch gern bei einem Bierchen davon berichten, wenn wir wieder da sind. Hier könnt ihr euch einen kleinen Eindruck davon verschaffen, wie es in etwa aussah. 

Den letzten Tag verbrachten wir mit einer gemütlichen Radtour durch das verschlafene Städtchen Hopkins und entspannten am Strand, bevor es für uns am nächsten Morgen um 6.00 Uhr mit den Chicken-Bussen nach Guatemala ging.

-L

 

2 thoughts on “BELIZE – No Shirt, no shoes? No problem!

  1. Liebe Laura, danke für den tollen Bericht! Eure Erlebnisse klingen einfach so unfassbar toll und außergewöhnlich. Besonders das Schwimmen mit den Haien und anderen Unterwassertieren und das nächtliche Planktonbaden stelle ich mir super faszinierend vor…

    Das mit den Schildkrötenverkäufen nach China find ich auch ganz schrecklich, ebenso den (Plastik)müll überall. Bestimmt müssen die Bewohner dort auch täglich morgens die Strände erstmal vom angespülten Müll befreien. Einen interessanten Podcast über eine Insel bei Kambodscha (Koh Seh heißt sie), deren Bewohner seit Jahren gegen die illegale Fischerei und gegen Müll ankämpfen, hab ich neulich gehört und kann ich sehr empfehlen (sowie auch überhaupt den Kanal): viertausendhertz.de/sf30 bzw. „Koh Seh-Der letzte Strohhalm), Systemfehler, Viertausendhertz“. Ihr klingt ja Podcastbegeistert, vllt ist das was für euch. LG Nadine

  2. Oh, ich kann dir sagen, das war wirklich mega schön :)! Und ich freue mich sehr, dass unsere Artikel gelesen werden. Zum Thema Plastik grübel ich schon eine Weile, was man da noch machen kann über den eigenen Konsum hinaus. Vielleicht fällt mir noch was ein oder es tut sich ein Projekt auf. Das mit dem Podcast klingt spannend, das werden wir uns auf jeden Fall mal anhören – vielen Dank für den Tipp und einen dicken Drücker!

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